Mittwoch, 17. August 2011

ein blick in die glaskugel

konkurrenz belebt das geschäft

es ist eine alte weisheit des kapitalismus, mitunter eines der hauptargumente wenn es um die vorzüge des wirtschaftssystems geht. doch wendet man den spruch auf den urheber selbst an, scheint er nur halb so bedeutend zu sein wie er vorgibt. doch von vorne:
mehr als 50 jahre lang haben sich der sozialismus und der kapitalismus bekämpft, es herrschte quasi wettbewerb. das führte zu vielen theoretischen überlegungen, angefangen bei keynes über ludwig erhardt und die soziale marktwirtschaft hin zum marktliberalen neoliberalismus. sie alle sind im konkurrenzkampf mit dem sozialismus entstanden und haben den kapitalismus ständig weiterentwickelt. mit dem ende des real existierenden sozialismus fand auch die weiterentwicklung des kapitalismus ein ende. was war geschehen? die sozialdemokratie ging den sogenannten, von giddens proklamierten dritten weg während ihrer regierungszeiten in deutschland und großbritannien. damit unterwarf sich die sozialdemokratie der hegemonie des kapitalismus, das führte sogar zur weiteren liberalisierung des deutschen systems unter schröder bzw. merkel während der groko. die folge heute: eine weltfinanzkrise, deren auswirkungen und ende nicht absehbar sind und ein staat, der sein primat verloren hat und den wirtschaftlichen forderungen nachläuft. nicht, dass ich da jetzt kausalitäten zum ausdruck bringen möchte, aber die entwicklungen stehen zumindest in zusammenhang.
also sind wir an meinem ausgangspunkt angelang: der fehlende wettbewerb der wirtschaftsideologien führte zum einschlafen der weiterentwicklung kapitalistischer ideen. nun befinden wir uns in einer krise des kapitalismus, deren dimension inzwischen eine größe erreicht, die selbst hardcore-kapitalisten zum umdenken anregt.
diese überlegungen lassen folgende zwei unterschiedliche konsequenzen zu:

  1. wir brauchen einen neuen wettkampf der wirtschaftsideologien. der mögliche gegenspieler des kapitalistischen systems bringt notwendige entwicklungen voran.
  2. das ende des staates zugunsten supranationaler regime. nur diese sind in der lage, wieder das primat in die hände der politik zu geben.
die beiden vorgestellten konsequenzen schließen sich nicht zwingend aus, können aber auch alleine realisiert werden.
in einem älteren post habe ich schon einmal dezent auf ein mögliches ende des kapitalismus hingewiesen.

5 Kommentare:

  1. Das ist es ja im Grunde wie mit der Demokratie. Hier und da hackt es schon im Getriebe, aber etwas besseres fällt auch keinem ein - zu Recht.

    Im Grunde haben sich ja alle, außer die bekannten Beispiele wie Nordkorea oder Kuba, auf den Kapitalismus verständigt.

    Die Frage ist also, ob es wirklich einen "Gegenspieler zum kapitalistischen System" braucht oder nicht eher eine grundlegende Neuausrichtung.

    Was meinst du mit dem zweiten Punkt? Supranationales Regime als Weltregierung?

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  2. weltregierung wäre zu viel. in der internationalen politik versteht man regime eher als spezifische regelwerke. das kyoto-protokoll ist so ein beispiel: http://de.wikipedia.org/wiki/Regime#Regime_als_spezifische_kooperative_internationale_Institutionen
    als keine weltregierung, eher so etwas wie ein allgemein gültiges regelwerk, damit die politik wieder die oberhand in wirtschaftsfragen gewinnt...

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  3. Stimmt, das wär's eigentlich. Aber noch ist die Situation noch nicht schlimm genug anscheinend. Bzw Obama könnte sich so einen Ansatz gerade ja gar nicht leisten...

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  4. wenigstens knöpft er sich jetzt s&p vor, ist ja schon mal n anfang ;)

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  5. Naja, ich weiß grad nicht, was er konkret machen will, aber nur an den Ratingagenturen liegt es nicht. Natürlich, da liegt einiges im Argen (Oligopol, Moral Hazard), aber irgendwer muss auch den Job machen...

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