Donnerstag, 23. Juni 2011

die postmoderne und griechenland

allstarandy hat sich interessanterweise frei von vorurteilen und ähnlichen politischen gesummse der aktuellen lage in griechenland gewidmet und dabei parallelen zur theorie hannah arendts herausgearbeitet. da ich mit arendt und ihrem antiken, aristotelischen denken nicht viel anfangen kann, möchte ich hier versuchen, eine postmoderne antwort darauf zu geben.
zuerst sollten wir uns gedanken darüber machen, was demokratie bedeutet. in griechenland erfunden und eigentlich nie begrüßt war die demokratie (man muss dazu nur platon oder aristoteles lesen, beides keine demokratieanhänger) die herrschaft der armen, des pöbels und nicht wünschenswert. lange in der versenkung verschwunden taucht die demokratie erst wieder bei j-j rousseau auf, der sie als direkte volksherrschaft versteht, also dass sich die bürger ihre gesetze selbst geben. erst mit toqueville wurde angefangen, demokratie und repräsentation - also das, was wir im gemeinen unter demokratie verstehen - zusammen zu denken. von der schweiz abgesehen sind die meisten westlichen staaten repräsentativ-demokratisch verfasst (stichwort republik). hier liegt der hase im pfeffer, wie man so schön sagt. entfremdung zwischen repräsentierten und repräsentanten nennt sich das gerne. in den nordafrikanischen staaten, spanien und jetzt griechenland sind nun gegenbewegungen, basisdemokratische, zu erkennen - in deutschland wäre das stichwort stuttgart21. was also ist demokratie? vieles lautet die antwort. jaques derrida spricht deswegen von einer "kommenden demokratie". alles, was wir jetzt als demokratisch bezeichnen, sind lediglich spuren von demokratie. als beispiel hierfür mag das wahlrecht gelten. wer durfte damals in griechenland in der agora reden? männer. wer nicht? frauen, sklaven, kinder. wer darf heute wählen? (interessant ist auch, dass für dieses beispiel erst reden und dann wählen das gleiche ausdrücken ohne das selbe zu sein) männer, frauen, sklaven. was also gestern demokratisch war, ist heute nur ansatzweise demokratisch. was morgen demokratisch ist, war heute? also: spuren von demokratie. sie wird kommen. nie.
in griechenland kommt ein zweiter aspekt hinzu: demokratie gibt es ab sofort nicht mehr. wer hat das sagen? der iwf, die ezb & co kg. sie bestimmen die politik griechenlands die nächsten paar jahrzehnte. hat enzensberger (ohne ansatzweise postmodern zu sein) in den 70er jahren schon beschrieben. ist sehr zu empfehlen, der aufsatz. zurück zum thema: bezeichnend genug ist, dass für das sparprogramm total egal ist, wer regiert, sozialisten oder konservative. sie alle haben nur eins zu tun: die agenda der iwf umsetzen.
deswegen ist die agora wieder aktuell in griechenland. die menschen wollen sich selbst regieren. sie suchen nach spuren der demokratie.

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